Ana hat nie von sich gesprochen. Aber jetzt im Alter droht die Erinnerung, eine kalte Erinnerung ohne Hoffnung, sie zu überwältigen und deswegen erzählt sie. Nur für einen Menschen, ihren Sohn. Sie erzählt von der kurzen Zeit des Glücks, das reichen mußte für ein ganzes Leben. Und von der langen Zeit der Verzweiflung, der schmutzigen Angst, die mit dem Krieg in ihr Leben eingezogen ist.
In dem Sog von Anas Stimme entfaltet Rafael Chirbes den Kosmos eines Lebens: Kindheit, Jugend, Staunen, Arbeit, Liebe, Krieg, Hunger, Angst, Groll, Altern, Warten, Nachsinnen über ein versäumtes Leben, wehmütig, aber nie sentimental, ohne Hoffnung, aber auch ohne Resignation: das Schweigen zum Klingen gebracht.