Ich lass dich nicht allein zurück. Zusammen nehmen wir den Zug zum Himmel, dann bist auch du die Schmerzen dieser Erde los. Ich verberge sie vor deinen Augen, die sich mit Freude füllen werden. Habe erkannt, dass es mit dem Denken nicht geht, das zu kurz und zerreißlich ist für die Dinge des Lebens, wenn etwas klar und haltbar zu machen ist. Ich wanke und atme mit der Unsicherheit, vor der mir graute im Zweifel der Jahre. Dabei werden die Nächte kälter und länger, dass sich Eisblätter an die Scheiben hängen und die Sicht durchtrennen und trüben. Schwer schneidet der Pflug die harte Scholle, der Hengst zieht das Gerät mit Gehorsam und Schweiß. Das ist, was ich meine, wenn du vom Gehorsam sprichst, dem ich zu folgen nach Kräften mich bemühe. Doch suche ich nach dem Boden der Gerechtigkeit, auf den alle den Anspruch zum Leben haben, wenn sie im guten Glauben darauf barfüßig stehen und im Fleiß der Bescheidenheit mit den Händen wirken. Deshalb sind Gesänge und Rufe am Morgen dann die letzte Warnung, wenn Kinder und Zertretene in die Löcher zurückgestoßen werden oder in ihrer unsäglichen Schwachheit wie von einem Windstoß zurückrollen und hineinfallen, manchmal mit dem Kopf nach unten. Du denkst noch nach, seit Mitternacht lieg ich wach im Schweiß der beißenden Sorge um dich, um uns, ums ganze Volk in den Eisen, was glüht und schneidet, sticht und sprengt und sich in die Wahrheit sengt, die es doch nicht gibt, solange einer sich in andere Köpfe schiebt.
Junge Frau: So tretet ein durch die verschmierte alte Tür, geht mit mir in den Raum, wo Tisch und Stühle sind. Sagt, wer sind die anderen Männer, die euch begleiten mit den mageren Gesichtern, die durch Wind und Wetter gingen? Ihr alle tragt zerrissene Hosen, eure Mäntel sind verschmiert, und aus den Augen schaut der Herbst, als seien euch die Rosen längst verwelkt.
Raphael: In Auschwitz war's an einem kalten Wintertag. Von einem Mann erhielt ich das Gekritzel, als ein dürrer Arm aus einer Luke kam und mir das Stück Papier zusteckte. Ich sah das Zittern seines Armes, dahinter hörte ich das Stöhnen und roch Gestank. Für den Kopf war es zu dunkel, von dem Papier und Nachricht kam.
Boris Baródin: «Seien Sie versichert, dass ich mit ihnen das Leid beim Gedenken teile. Seien Sie weiter versichert, dass das deutsche Volk den Schmerz mit dem polnischen Volk teilt, dass so etwas geschehen konnte. Seien Sie schließlich von dem Wunsch der Deutschen, die ja auch gelitten haben, versichert, dass wir eine Brücke zum polnischen Volk bauen wollen, die friedlich, versöhnend und dauerhaft sein soll. Wenn die Polen von demselben Wunsch beseelt sind, dann werden wir das Ziel der vollen Aussöhnung und der Verbrüderung gemeinsam erreichen, dann werden wir uns Hand in Hand und Arm in Arm in der großen Familie finden, wo geographische Grenzen keine Hindernisse sind.
Meine Aufgabe war es, dieses Verlangen nach Frieden, wirklicher und wirkender Humanität auf dem Flügel zur “Sprache” zu bringen, wobei ich von polnischer Seite auf das Großartigste unterstützt wurde. Ich war nur ein Teil, der aus Berlin für diesen Zweck angereist war, doch zusammen mit der Warschauer Philharmonie unter ihrem großen Maestro Wiktor Kulczynski waren wir alles. Das ist eigentlich alles, was ich sagen wollte.”