Wie vor 500 Jahren der bekannteste deutsche Augustinermönch aus Zorn über die Lage seiner Kirche Thesen an eine Kirchentür schlug, fasst Klaus Blessing seinen Zorn über den Zustand unserer heutigen Welt ebenso in 95 Thesen. Diese Thesen sollen aber die Probleme nicht nur benennen, sondern auch linke Lösungsansätze für Veränderung bieten: für mehr soziale Gerechtigkeit, weniger Verschwendung der Naturressourcen, für eine Welt ohne Ausbeutung und vor allem ohne Krieg. Deswegen liefert Blessing zu jedem seiner Thesenkomplexe noch ausführliche Erläuterungstexte, die nicht mit Kritik an der gegenwärtigen Agonie der linken Bewegungen gerade in Deutschland und Europa sparen. Nur durch Wahlen, so Blessing, wird eine neue Gesellschaft nicht zu haben sein.
Streitbar und in gewohnt zuspitzender Art fördert Klaus Blessing unbequeme Einsichten über die herrschende Ordnung zutage, ohne dabei den Blick für die Zukunft zu verlieren. Herausgekommen ist ein kurzweiliges Buch, das die Zeichen unserer Zeit kritisch durchforstet und mindestens nachdenklich stimmt.