Karin Bucha ist eine der erfolgreichsten Volksschriftstellerinnen und hat sich mit ihren ergreifenden Schicksalsromanen in die Herzen von Millionen LeserInnen geschrieben. Dabei stand für diese großartige Schriftstellerin die Sehnsucht nach einer heilen Welt, nach Fürsorge, Kinderglück und Mutterliebe stets im Mittelpunkt.
Buntfarbige Fahnen und Wimpel wehen lustig im Winde. An eigens für das Betriebsfest errichteten Masten winden sich Girlanden hinauf und verleihen dem weiten Fabrikhof ein buntes, fröhliches Aussehen. Alle, die zur Gefolgschaft der Imhoff-Weberei gehören, sind auf den Beinen, denn heute gilt es, die stattlichen Bauten einzuweihen, die sich nach einem verheerenden Brand an Stelle der Trümmer stolz erheben. Meister Henschel, ein graubärtiger, rüstiger Fünfziger, führt seine kleine Schar vor die Freitreppe, die zu dem Verwaltungsgebäude emporführt. Sie nehmen Aufstellung zum Empfang des Fabrikherrn. Dann läuft alles programmgemäß ab. Bernds Wagen fährt vor. An seiner Seite sitzen Bob Rodisch und dessen Vater Christoph, seine beiden ungleichen Freunde, die sich in der letzten schweren Zeit so treu bewährt haben. Das Gesicht des Fabrikherrn Bernd Imhoff wirkt wie eine Maske. Seine Augen, düster und traurig, schweifen über das prächtige, farbenfreudige Bild. Er sieht frohe, erwartungsvolle Gesichter. Ein erhebendes Gefühl schwellt seine Brust. Wie sie ihn freut, die Anhänglichkeit seiner Mitarbeiter! Die hohe Gestalt gestrafft, steigt er die Stufen hinan. Aus den Reihen der kaufmännischen und technischen Angestellten löst sich eine Gestalt, blaß das Gesicht, etwas vornübergeneigt, in den Augen jedoch strahlende Lebensfreude — der alte Prokurist Lehrmann. Er hält eine feierliche Ansprache. Bernds Augen glänzen feucht. Er hat immer noch die Hand Lehrmanns in der seinen und merkt es nicht einmal. Kummer und Sorgen um ein gemeinsames Ziel haben die beiden Männer eng miteinander verbunden. Zum Abschluß der offiziellen Feier spricht Bernd zu seinen Arbeitern.