Vielleicht liegt die große Zeit des Autorenfilms hinter uns. Dennoch gibt es in dieser Sparte filmischen Erzählens in den letzten Jahren immer wieder Momente, in denen man das Gefühl hat, an Befreiungen aus verfestigten Sehgewohnheiten teilzuhaben. Ausgehend von der Frage, wie die Geschichten, die Menschen sich seit jeher über ihre Rolle in der Welt erzählen, mit dem heutigen Zustand unserer Realität zusammenhängen, geht Holger Heiland in seiner Essaysammlung Ansätzen nach, die im aktuellen Kino neue Blicke auf Andere und damit auch die eigene Position ermöglichen. Er entdeckt Strategien, sich auf die Oberflächen, die die Welt uns zuwendet, einzulassen, sie zu betrachten und bestehen zu lassen, ohne sie im Sinne tradierter abendländischer Subjekt-Objekt-Dualität sofort erfassen oder unterwerfen zu wollen. In Filmerzählungen führt das zu einem erfrischenden Mehr an Nebeneinander — und durchaus auch zu neuen Rätseln.